Ein Märchen in Grün

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Wie Maria zur Grünpatin wurde und auch die Quartiersgruppe Urberach dafür begeisterte

Es war einmal … so fangen alle Märchen an. Nun denn: Es war einmal … doch nicht vor allzu langer Zeit. Da geschah es im schönen Urberach, einem Ortsteil von Rödermark, dass Maria wieder einmal spazieren ging. Sie brauchte einfach frische Luft und Bewegung. Sie machte diese Spaziergänge in letzter Zeit leider ohne Lilly den geliebten Familienhund, der verstorben war. Wie oft waren sie gemeinsam die Tour gegangen. Hatten das Laufen genossen, die Natur bewundert, doch sich auch wiederum wundern müssen über die Menge an Abfall, die im Grünen entlang der Gehwege lag. Maria hatte beim Gassi gehen stets neben dem Leckerli auch Mülltüten dabei. Maria sammelte, Lilly schnupperte, schnüffelte und staunte.

Doch jetzt war Lilly nicht mehr an ihrer Seite. Stattdessen war es Corona, die Maria begleitete. Sie bewirkte, dass Maria den sonst vertrauten Weg trotz herrlichstem Frühlingswetter bedrückt wahrnahm. Sonnige Frühlingstage geprägt von Krankheit und Tod. Menschen in Isolation. Beschwert durch Hinweise, Empfehlungen und Verbote. „Was darf ich?“, fragte sich Maria, inzwischen in mehr Freizeit, als ihr lieb war. „Was außer telefonieren, Abstände einhalten und Maske tragen?“ Was könnte zudem Freude machen? So beschloss sie, statt der täglichen Stunde des Müllsammelns eine Stunde in den Grünstreifen am Straßenrand zu jäten. Märchenhaft!

Doch auch dies ist nicht so einfach. Sie wusste, dass man sich da nicht so mir nichts aufs Gelände stürzen kann. Denn diese kleinen Bodenflächen verwaltet die Stadt. Maria informierte sich im Rathaus. Fragen zu ihrem Vorhaben wurden detailliert beantwortet, und danach kam die schriftliche Genehmigung, die sich über kleinere Wartungsarbeiten hinaus erstreckt. Maria durfte nun auch Pflanzen setzen und pflegen und sich offiziell „Grünpatin“ nennen.

Um das Setzen und Pflegen der Pflanzen den Gegebenheiten angepasst umsetzen zu können, ließ sich Maria von einer Fachfrau beraten, und zwar von der Biologin Doris Lerch. Die Bodenbeschaffenheit spielt dabei eine wesentliche Rolle, und die Bepflanzung sollte sich auch behaupten können. Da half die Staudengärtnerei Eidmann aus Semd mit Sachverstand und Sonderpreisen. So dürfen sich alle erfreuen an Graslilien, Ehrenpreis, Bleiwurz, Storchenschnabel und all den anderen Schönheiten im Beet.

Maria merkte alsbald, dass sich aus dem schlichten Wunsch nach Unkraut jäten ein echtes Projekt zu entwickeln begann. Und da Projekte am besten im freundschaftlichen Miteinander bewältigt werden, beschloss Maria, ihre Mitstreiter aus der ortsansässigen Quartiersgruppe anzusprechen. Sie war ja ohnehin bereits seit Jahren aktiv in diesem Team, und so war es ihr ein Leichtes, einige Mitglieder für dieses Projekt im Jochert anzuheuern. Und dabei blieb es nicht. Denn überwältigt von der Aussicht auf so viel Blütenpracht, griff die Quartiersgruppe nicht nur zum Gartenwerkzeug, sondern auch zu ihrem Sparschwein. In diesem schlummerte der Erlös vom Rodauquelle-Sommerfest des vergangenen Jahres. Und so verwandelten sich schnöde Papierblüten zu echten! Nun dürfen sie zu unser aller Freude duftend blühen und sich von Insekten besummen lassen.

Der Aufmarsch der Hobbygärtner wurde beobachtet. Ist doch klar! Von den Bewohnern der anliegenden Häuser. Und als diese sahen, wie da im Zweimeterabstand zueinander agiert wurde, kamen sie an die Gartentore und Zäune, um besser sehen zu können. Die Gesichtszüge waren zwar mit unterschiedlichsten Masken bedeckt, doch freudiges Lachen durchdrang das Gewebe.

Nachdem die Bewohner der anliegenden Häuser sahen, wie die am Projekt Beteiligten Wasserkannen anschleppten, boten sie an, das Gießen der Neubepflanzung zu übernehmen. Das Angebot wurde mit Freuden angenommen. Die freundlichen Wasserspender dürfen genannt werden: Es sind die Familie Pühler sowie das Ehepaar Keller. „Wir sind begeistert! Ist das nicht märchenhaft?“, so die einhellige Meinung der Quartiersgruppe.

Wenn nun Sie, geschätzter Leser, jetzt sagen: „Alles Märchen“, dann kommen Sie nach Urberach und überzeugen Sie sich selbst. Das Grünpaten-Projekt finden Sie im Jochert, zwischen Habichtweg und Sperberweg.

Doch so ein schönes Märchen sollte eigentlich kein Ende haben dürfen. Es könnte fortgesetzt werden: Durch Sie! Im Rathaus Ober-Roden informiert Sie Christina Lust (Tel. 911-216) gerne, falls auch Sie nun das Interesse verspüren, nahe bei Ihrem Wohnbereich auf den Grünflächen gestalterisch tätig zu werden. „Grünpaten“ dürfen sich dann diese Mitmenschen nennen, denen Urberach als Wohnort am Herzen liegt.

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Frauenpower!
Maria Becker, die frisch gekürte Grünpatin
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