Ein Blick auf die soziale Situation in der Stadt

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Soziale Dienste haben Tätigkeitsbericht vorgelegt – Zahl der Bedürftigen hat zugenommen – Mangel an bezahlbarem Wohnraum großes Problem

Beratung in allen Lebenslagen, Armutsprävention, Seniorenarbeit, Obdachlosigkeit, Quartiersarbeit, das Pflegen und die Weiterentwicklung eines engmaschigen Netzwerks der sozialen Arbeit in Rödermark, das kommunale, regionale und ehrenamtliche Akteure miteinander vernetzt – das sind die Arbeitsfelder der Sozialen Dienste der Stadt. Und das sind auch die Themen des Tätigkeitsberichts der Fachabteilung im Rathaus Ober-Roden für das Jahr 2016 und die ersten Monate dieses Jahres, den Abteilungsleiterin Katja Merten in dieser Woche dem Parlamentsausschuss für Familie, Soziales, Integration und Kultur vorgelegt hat. Das mit einer Fülle an Zahlenmaterial angereicherte Werk erlaubt darüber hinaus einen Blick auf die soziale Situation in der Stadt.

Die Zahl der bedürftigen Menschen hat in Rödermark im Jahr 2016 vor allem aufgrund der Flüchtlingszuwanderung zugenommen; damit hängt auch die um 40 Prozent gestiegene Kinderarmut zusammen. Auch wenn die Zahlen für 2017 noch nicht vorliegen, kann man davon ausgehen, dass sich daran nicht viel geändert hat. Neben staatlichen Transferleistungen gibt es für diesen Personenkreis auch kommunale Hilfen, die von den Sozialen Diensten organisiert werden: etwa den Rödermark-Pass oder Zuwendungen aus der Stiftung Rödermark. Die Zahl der Inhaber eines Rödermark-Passes stieg 2016 im Vergleich zum Jahr davor von insgesamt 301 auf 335, davon waren 2015 178 junge Menschen unter 18 Jahren, 2016 waren es 257.

„Wir beobachten in unserer Tätigkeit eine Zunahme von jungen Menschen, die obdachlos werden“, weist Merten auf ein anderes ernstes Problem hin. Zurückzuführen sei dies auf die „multikomplexen Problemlagen“ der jungen Menschen und die Veränderungen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Junge Erwachsene müssen sich proaktiv bei der Jugendhilfe melden, um Unterstützung zu erhalten. Die Wartezeiten bis zur Zuteilung eines Betreuers sind mit drei Monaten sehr hoch. Zwischenzeitlich verlieren die jungen Erwachsenen häufig ihren Wohnraum. Eine weiterer Personenkreis, der besonders häufig und dauerhaft von Obdachlosigkeit betroffen ist, sind ältere Menschen. Es handelt sich ausschließlich um männliche Personen. Sie finden in der Regel keinen geeigneten Wohnraum und verbleiben daher länger als ein Jahr in den Notunterkünften. Hier können verschiedene Ursachen benannt werden wie geringes Einkommen, Suchterkrankungen und gesundheitliche Einschränkungen. Mussten 2015 noch zwei Menschen nach Wohnungsräumungen in städtischen Notunterkünften untergebracht werden, so waren es 2016 elf. Im laufenden Jahr ist es der Stadt dank der Einstellung einer zusätzlichen Sozialpädagogin aber gelungen, die Zahl der in Notunterkünften untergebrachten Menschen zu senken und ihre Verweildauer zu verkürzen.

Die angespannte Lage am Wohnungsmarkt und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Rödermark und in der näheren Umgebung verschärfen die Gesamtsituation. Es gibt eine starke Nachfrage nach gefördertem Wohnraum. Für die 150 eigenen Wohnungen der Stadt wird eine sehr lange Warteliste geführt – rund 140 Bewerber haben sich hier eingetragen.

Im klassischen Sozialberatungsbereich ist die Hauptaufgabe der Sozialen Dienste die Unterstützung bei der Durchsetzung von sozialrechtlichen Ansprüchen. Dabei geht es um eine allgemeine Beratungstätigkeit, aber auch um lebenspraktische Unterstützung beim Ausfüllen der erforderlichen Formulare oder die Unterstützung bei der Kommunikation mit anderen Behörden. Bei Beratungsanfragen, die ein spezialisiertes Wissen erfordern, kooperieren die Sozialen Dienste mit den entsprechenden Stellen wie dem Sozialpsychiatrischen Dienst, dem DRK-Migrationsdienst oder dem Beratungszentrum Ost der Caritas.

Die Seniorenberatung bezieht sich häufig auf Fragen der Pflegeversorgung und Finanzierungsmöglichkeiten der Pflege. Die älteren Bürger beschäftigen sich zunehmend mit dem Thema Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung und haben hier einen entsprechenden Beratungsbedarf. Das Thema Wohnen und geeignete Wohnform findet sich auch im Seniorenbereich wieder und zeigt, dass hier ein  Bedarf vorhanden ist.

Gut aufgestellt ist die Stadt bei der offenen Seniorenarbeit. Das vielfältige Angebot setzt sich aus professionellen und ehrenamtlichen Angeboten zusammen. Die ehrenamtlichen Angebote sollen nach Möglichkeit auch nachhaltig zur Verfügung stehen. „Das macht es so wichtig, weiterhin Menschen für das Ehrenamt zu gewinnen“, betont Erster Stadtrat Jörg Rotter, zumal die demographische Entwicklung eine Ausweitung des Angebots notwendig mache. Schön wäre es nach Ansicht Rotters, wenn sich mehr der älteren Rödermärkerinnen und Rödermärker an den Wahlen für den Seniorenbeirat beteiligen würden.

Ein weiteres Plus des Zusammenlebens Arbeit in Rödermark sind die Quartiersgruppen, die sich weiterhin positiv entwickeln und wichtige Impulse im Sozialraum setzen. Die Fachabteilung unterstützt die Quartiersgruppen Waldacker und Urberach. Im Quartier Urberach bildet das SchillerHaus eine wichtige Anlaufstelle. Beratungsleistungen der Stadt konnten dort erfolgreich verankert werden. Die Bürgerinnen und Bürger begreifen das SchillerHaus als wertvolle Bereicherung ihres Stadtteils mit positiver Identitätsstiftung im Quartier. Gleiches wollen die Sozialen Dienste auch für den Stadtteil Waldacker und seinen Bürgertreff erreichen. Hier hat sich im Laufe dieses Jahres schon einiges getan. Die neue Quartiersmanagerin Andrea Sobanski steht hier als Ansprechperson zur Verfügung.

Im Rahmen der Flüchtlingsbetreuung steht die Abteilung vor besonderen Herausforderungen. Neben den sprachlichen Barrieren die sich ergeben, ist eine hohe interkulturelle Kompetenz gefragt. Viele Themen müssen parallel in die Wege geleitet werden, ohne die Hilfesuchenden massiv zu überfordern. Hier kann die Fachabteilung auf eine Vielzahl von ehrenamtlichen Unterstützern in verschiedenen Bereichen zurückgreifen. Die Arbeit mit anerkannten Flüchtlingen wird von einer zusätzlichen Fachkraft in Vollzeit aus der Abteilung übernommen. Sie wird durch die Kolleginnen in der Sozialberatung unterstützt. Eine enge Zusammenarbeit mit allen innerstädtischen Akteuren und den Kreisbehörden ist hier maßgeblich. Rödermark wird noch bis Ende 2017 direkt durch Kreismitarbeiter bei der Betreuung von Flüchtlingen im Asylverfahren unterstützt. Ab 2018 müssen andere Strukturen aufgebaut werden, die bereits im Laufe dieses Jahres vorbereitet wurden.

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Erster Stadtrat Jörg Rotter und Katja Merten, Leiterin der Sozialen Dienste, stellten den Sozialbericht vor.
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