Die Kultur in all ihren Facetten leuchtete über Rödermark

|   Aktuelles

Erster Teil des Festivals „Kultur ohne Grenzen“ begeisterte viele Menschen – Programm für alle Generationen

Bildende Kunst, Chorgesang, Tanz, Literatur, Jazz, Hiphop, Kabarett, Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Kulinarik, internationale Begegnungen und ein Empfang für alle Bürgerinnen und Bürger: In all ihren Facetten leuchtete die Kultur über Rödermark: Der erste Teil des großen Festivals „Kultur ohne Grenzen - Frieden und Freiheit in Europa“ ging mit großem Erfolg über die Bühnen von Kulturhalle, Bücherturm und Jazzkeller.

Bürgermeister Roland Kern geriet beim Bilanzziehen ins Schwärmen: „Es gab ein Highlight nach dem anderen. Das Festival hat die Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern übererfüllt!“ Zwei Dinge hob Kern besonders hervor. Zum einen hätten die Veranstaltungen Altersgrenzen verschwimmen lassen: 17-Jährige hätten den Vortrag des Staatsgerichtshofs-Präsidenten Prof. Roman Poseck geradezu in sich aufgesogen. Und die Generation 80plus habe die Rockmusik der „Zollhausboys“ genossen als wäre sie 40 Jahre jünger. Europäische Werte sind nach Ansicht des Bürgermeisters positiv rübergekommen. Das habe sich bei den Begegnungen der Delegationen aus Partner- und Kooperationsstädten gezeigt. Kern ist sicher: „Das vergangene Wochenende hat jede Menge Schwung für die zweite Festivalrunde vom 14. bis zum 16. Juni gebracht.“

 

„Frieden und Freiheit in Europa“ – der Untertitel des Festivals macht es deutlich: Der Europagedanke, die Werte eines geeinten Europas, die friedliche Begegnung der Menschen, die Stärkung der freundschaftlichen Beziehungen Rödermarks zu seinen Partnerstädten in diesem Europa – das sind die Leitmotive dieses Festivals. Und das wurde auf vielfältige Weise offenbar.

Das erste Festivalwochenende richtete zudem den Blick auf die bevorstehende Europawahl. Gastrednerin zur Eröffnung am Freitag war die hessische Europaministerin Lucia Puttrich. Das Thema ihres Vortrags: „Europawahl 2019 – fällt Europa in den Nationalismus zurück oder erfindet sich die Europäische Union neu?“ Puttrichs Eingangsthese: „Die Europäische Union muss sich nicht neu erfinden, sondern den neuen Verhältnissen anpassen, sich weiterentwickeln!“ Dies sei eine Aufgabe derer, die Verantwortung tragen, aber auch der Bürgerinnen und Bürger und vor allem der jüngeren Generation. Rödermark gehe hierbei mit dem Festival, mit einer Europaschule und anderen Aktivitäten einen „tollen Weg“. Puttrichs Credo: Europa muss man nicht nur intellektuell verstehen, man muss es vor allem im Herzen tragen. Mit Blick auf die Europawahl betonte Puttrich, dass Europa nicht „Sache der Anderen“ sei, sondern „unsere höchst eigene, die mit der Europawahl in unserer Hand liegt“. Hier sei gerade die Jugend gefordert. Bei der Brexit-Abstimmung in Großbritannien seien viele der jüngeren Stimmberechtigten im Vertrauen darauf, dass es schon nicht zum Brexit kommen werde, der Abstimmung ferngeblieben. Ein Fehler, denn die „grauen Köpfe“ setzten den Brexit durch. „Was wollt ihr? Was ist euch wichtig? Arbeitet mit!“, rief Puttrich der Jugend zu. Nach ihrer Rede übergab die Ministerin Bürgermeister Kern die Mitgliedsurkunde für das „Netzwerk Europa“, das durch Rödermark bereichert werde.

Präsentiert wird zum Festivalauftakt auch die Ausstellung „50 cities 50 traces“ – „50 Städte 50 Spuren: Gegen das spurlose Verschwinden“. Die Stuttgarter Künstlerin Klaudia Dietewich stellte ihr Projekt, das als Mahnung gegen die Zerstörung unserer Städte als Garanten von Kultur und Zivilisation zu verstehen ist, während der Eröffnungsveranstaltung selbst vor. Die Ausstellung ist seit 2018 weltweit unterwegs in den Mitgliedsstädten der „Mayors for Peace“. Nach Pittsburg und Hiroshima zum Ende des vergangenen Jahres macht sie in Rödermark Station. Ergänzt wurde das Eröffnungsprogramm zum einen durch die NBS-Europasonggruppe, die erstmals ihren eigens für das Festival komponierten Song „Kultur ohne Grenzen“ präsentierte. Zum andern sorgte eine Folklore-Tanzgruppe aus der türkischen Kooperationsstadt Hekimhan für einen bunten, lautstarken, exotischen, aber auch berührend authentischen kulturellen Beitrag zur Völkerverständigung.

Für die französischen Austauschschüler aus Bourgouin-Jallieu, die gastgebenden Schüler der Nell-Breuning-Europaschule und die Schülergruppe aus Saalfelden war das Konzert mit dem Hip-Hop-Duo „Zweierpasch“ sicherlich das Highlight des Wochenendes. Schon am Nachmittag hatten die beiden Freiburger einen Workshop in der Schule gegeben. Nach dem Konzert gab es noch Poetry Slam: Schülerinnen aus Saalfelden trugen ihre beeindruckenden poetischen Texte vor dem jungen Publikum vor. Im großen Saal der Kulturhalle spielten unterdessen die „Swinging Tuxedos“ mit der charismatischen Sängerin Petra Bassus zu einer Reise um die Welt und zum Tanz in das Festival auf. Ein Konzert in der offenen Atmosphäre der Kulturhalle an runden Tischen mit faszinierendem Jazz, mitreißenden Tanzrhythmen und einem abendfüllenden Programm.

Eingebunden in den ersten Festivalblock war am Samstag ein Bürgerempfang. Gastredner war kein Geringerer als Professor Dr. Roman Poseck, Präsident des Staatsgerichtshofs des Landes Hessen. Er sprach zum Thema „Europa, das Land und die Stadt – gemeinsam für den Rechtsstaat“ (im Wortlaut auf dieser Homepage). Im Rahmen des Empfangs, den das Jazz-Duo Langer & Langer musikalisch bereicherte, wurde auch die Ausstellung „Europa! Unsere Zukunft“ eröffnet, die den Blick auf Europa und die Europawahl lenkt. Das Abendprogramm bestimmten die „Zollhausboys“, vier junge Syrer und zwei gestandene Profimusiker aus Bremen, die die Themen Flucht, Heimat und Fremdheit satirisch, zugleich aber auch berührend in den Blick nahmen.

Märchen verbinden Kulturen. Märchen sind Geschichten ohne Grenzen. Deshalb reihte sich parallel zum Auftritt der „Zollhausboys“ die „Lange Nacht der europäischen Märchen“ ganz wunderbar ein in das Festival-Programm ein. Christian Mayer-Glauninger und Ramona Rippert gestalteten zusammen mit Elisabeth Schäffner aus Saalfelden und Freya von Sonnenwort aus Süddeutschland einen abwechslungsreichen Abend für Erwachsene. Es wurden Märchen, Geschichten in Mundart, Puppenspiel und Papiertheater vorgetragen und mit den Flötenklängen der Heidelberger Musikerin Lynn Elms untermalt.

Am Sonntag leuchtete der Stern der Literatur mit Autoren aus Rödermark. Zunächst stand eine Lesung mit Bezug zu Hekimhan auf dem Programm. Tamer Cavus las das Märchen „Der silbern bestickte Schuh“ von Eflatum Cem Güney, dem bekanntesten und in Hekimhan geborenen Kinderbuchautor der Türkei, im Original. Die deutsche Übersetzung trug Jenny Roters vor, die den Literaturteil des Festivals organisatorisch verantwortet. Unter ihrem Pseudonym Verena Rot ist sie Krimi-Autorin und Schöpferin der Apollonia-Reihe. Sie berichtete von der Charakterbildung ihrer Figuren und las aus einem ihrer „Cosy-Krimis“. Chrismegan alias Christiane Lotz, Keltenkennerin und Autorin der Werke „Beltaine“, „Bran & Sceolan“ und – als baldige Neuerscheinung – „Das Armband Maeldunes“, befasste sich mit den Themen Heimat und Fremde. Arno Mieth, dessen Wege ihn zu Themen wie Reinkarnation und Rückführung gebracht haben, erzählte über die besonderen Pfade, die ihn zum Schreiben gebracht haben, und las Ausschnitte aus seinem Erstlingsroman „Die Allianz der Seelenwanderer“.

Das Festival ging am Sonntagabend im überfüllten Jazzkeller mit Auftritten von Nachwuchsbands und des Jugendorchesters des MV 03 Ober-Roden jugendlich musikalisch zu Ende.

Die Stadt richtet dieses Festival, das seinen zweiten Schwerpunkt vom 14. bis 16. Juni in Urberach hat, gemeinsam mit Kulturinitiativen und Kulturschaffenden aus Rödermark und seinen Partnerstädten Bodajk (Ungarn), Tramin (Italien) und Saalfelden (Österreich) sowie den kooperierenden Städten Hekimhan (Türkei), Plesna (Polen) und Bourgoin-Jallieu (Frankreich) aus. Es soll den Stein für viele weitere gemeinsame Projekte in einem friedlich vereinten Europa ins Rollen bringen. Finanziell unterstützt wird es von der EU, vom Land Hessen, der Sparkasse Dieburg und der Vereinigten Volksbank Maingau.

Zurück
Back to Top