Aber es ist doch für immer passiert

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Podcast über ein jüdisches Geschwisterpaar aus Ober-Roden

Am 7. Dezember veröffentlicht die Initiative Stolpersteine in Rödermark auf ihrer gleichlautenden Internetseite den Podcast „Aber es ist doch für immer passiert“.

Im Sommer 2019 hatte die Initiative Stolperseine in Rödermark Schüler und Schülerinnen gesucht, die Interesse haben, ein Theaterstück zu entwickeln, das sich mit Jugendlichen in Ghetto und KZ auseinandersetzt. Die jungen Leute, die mitmachen wollten, kamen von vier Schulen des Kreises Offenbach: von der Ricarda-Huch-Schule in Dreieich, vom Adolf-Reichwein-Gymnasium in Heusenstamm, von der Claus-von-Stauffenberg-Schule in  Rodgau und der Löwen- und Löwinnenanteil von der Oswald-von-Nell-Breuning-Schule in Rödermark.

Zwischen August 2019 und Februar 2020 entstand das Theaterstück „Aber es ist doch für immer passiert“, das am 28. Februar dieses Jahres in der Kelterscheune in Urberach Premiere feierte. Es konnten einige sehr eindrückliche Vorstellungen gespielt werden, bevor Corona die Aufführungsserie jäh beendete. Aus Überlegungen, wie der Geist des Theaterstücks in ein anderes Medium überführt werden könnte, entstand die Idee eines Podcasts.           

Ein Strang im Theaterstück war der 1925 in Ober-Roden geborenen Rosel Hecht gewidmet. Die Zuschauer konnten ihren Weg von der Großmarkthalle in Frankfurt bis zu ihrem Tod in Maly Trostinec verfolgen. Das einzige Dokument, das vorliegt, ist die Deportationsliste vom 11. November 1941, auf der Rosel und ihre Mutter Berta verzeichnet sind. Genaueres über ihr weiteres Schicksal ist nicht bekannt. So wurde der Rest der Geschichte „erdichtet“. Historische Hintergründe wurden recherchiert, jede beschriebene Geschichte sollte möglich gewesen sein. Entscheidend für die Arbeit aber waren die Fragen, die die Jugendlichen sich selbst stellten: Was ist für einen Teenager wichtig? Heute wie damals. Was hat Rosel - vielleicht - erlebt, gedacht und gefühlt? In das Theaterstück floss von dieser emotionalen Recherche mengenmäßig wenig ein, für den Podcast war das entstandene Material Gold wert. In acht Tagebucheinträgen erleben wir den mitreißenden inneren und äußeren Überlebenskampf der jungen Ober-Röderin.

Gegen Rosels Geschichte sind neun – ebenfalls fiktive - Briefe ihres jüngeren Bruders Jaky geschnitten, der 1939 elfjährig mit einem Kindertransport nach Palästina, dem späteren Israel, auswandern konnte. Jaky Hecht besuchte als englischer Soldat Ober-Roden und kam in den folgenden Jahren und Jahrzehnten immer wieder in seine Geburtsstadt. Davon und von allen ambivalenten Gefühlen, die diese Besuche begleiteten, berichten seine Briefe.

Gemeinsam schaffen es die Briefe und Tagebucheinträge, auf letztlich wenigen Seiten das ganze Ausmaß des Schreckens und den späteren Umgang damit zu fassen. Und – das ist das wirklich Erstaunliche: die Geschichten sind getragen von einer großen Wärme, von Zuneigung und auch Humor.

Ab dem 7. Dezember kann man Rosel und Jaky Hechts Geschichten als Podcast, also als Hörspiel auf der Internetseite von www.stolpersteine-in-roedermark.de hören.

Parallel erscheint „Aber es ist doch für immer passiert“ auch als Buch mit CD. Herausgeber sind der Autor Oliver Nedelmann und die Stadt Rödermark. Für 10 Euro ist es in den Rathäusern und Buchhandlungen Rödermarks und bei THEATER & nedelmann erhältlich. Unter post@stolpersteine-in-roedermark.de oder 06074 4827616 kann es auch bestellt werden.

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Szene aus der Theateraufführung.
2. v. l.: Jaky Hecht
hinten links: Rosel Hecht
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